Glutenfrei *) ist in aller Munde und Murphys oder welches Gesetz auch immer dafür zuständig war, hat zugeschlagen: Die Kekstesterin verträgt kein Gluten mehr, keine Milch und so manches andere verdaut mein Körper auch nur noch mit Magengrummeln. Umso grösser könnt ihr euch mein Glück vorstellen, als ich nichtsahnend in der Ölmühle an der Havel aufschlug, um mir von Frank alles zum Thema kalt aber mit Liebe gepresstes Öl erklären zu lassen.
Ich gestehe, ich habe Frank nur mit halbem Ohr zugehört, denn auf der Theke tummelten sich – mein Adlerauge hatte sie sofort erspäht – glutenfreie Brownies und Rubens zum Schweigen bringende Aprikosenkernmehlkekse von lasziv sich räkelnden Schokotropfen gekrönt. Gluten vermeidendes Kekstesterinnen-Herz, ich hör dich Schaum schlagen und Frank von der kulinarischen Experimentierlust seiner Frau schwärmen. Sabine nämlich übt sich gekonnt im Upcycling der Presskuchen, der Reste, die des Öls beraubt und des Glutens nie mächtig!
Und sie tut gut daran, denn so entstehen hier in der Bergmannstrasse köstliche Aufstriche aus Mohnpresskuchen (mit Kürbis und Orange), Pestos und Chutneys und Marmeladen und die Reste der Leinsamenpressung werden zu oben angedeuteten Brownies, die meinen Begleiter spontan zu dem Aufruf “Ok!. Jetzt weiss ich, woher der Ausspruch mit dem Sex im Alter kommt!” inspirieren.
Mit einem Aprikosenkernmehlkeks auf die Hand verließ ich später die Manufaktur, nicht ohne mich zum Backen mit Sabine verabredet zu haben. Und welch Freude, Sabine backt wie ich: Frei nach Schnauze – hab ich heute keine Äpfel im Haus, dann werden es Birnen und wenn mir was wirklich schmeckt – Zimtblütenpulver etwa – dann kommt es ab sofort erstmal überall rein. Und zack, waren wir auch schon mittendrin im Rezept:
Fazit: Die Kekse hatten mich schon beim ersten Mal überzeugt und das geschmacklich: Durch das Trockenobst saftig gehalten, kommt das Marzipanaroma der Aprikosenkerne von Zimtblüten sanft in den Gaumenhimmel erhoben zur Geltung. Glutenfrei mag hier dran stehen, schmecken tut man das nicht. Fasziniert haben mich die Zutaten, mit denen Sabine souverän umgeht – ein wenig mehr Feuchtigkeit für die extra glutenfreien Haferflocken und gut ist. Das Trockenobst, das sonst ja so gar nicht meins ist.Originalität und auch Nachhaltigkeit sind hier definitiv gegeben, einzig die Grösse der Kekse, stört mich und so nehm ich für den zweiten Test – lauwarm aus dem Ofen – den kleinstmöglichen und verliebe mich doch auf Anhieb wieder. Dazu einen Matcha-Latte und der Februarnachmittag kann grau daherkommen wie er will!
Urteil: 9 von 10
Wer wie ich dem Gluten tunlichst aus dem Weg geht und trotzdem krümelige Glücksmomente nicht missen möchte, dem sei die Website und App GlutenfreeRoads aus dem Hause Schär ans Herz gelegt, die genau solche Schätze sammelt und der Sponsor dieses Blogposts ist. Und nächstes Mal, da erzähl ich euch von Berlins erster glutenfreier Bäckerei, abgemacht?
*) Meine Glutenintoleranz ist keine Zöliakie. Ich sterbe nicht, wenn ich Weizen und Co esse, aber mein Körper hat zwei Tage schwer zu schaffen und sieht auch so aus. Daher versuche ich nach Möglichkeit, Glukosesirup, Paniertes, Fertigsaucen und alles was Weizen oder Weizenstärke beinhaltet ebenso zu meiden wie Brot und Pasta, wo das offensichtlich ist. Stattdessen habe ich mich Reis und Quinoa zugewandt, Kartoffeln und Maronen, Amaranth und Tapioka und was das Backen angeht, freu ich mich dass immer mehr Mehle aus den genannten Früchtchen erhältlich sind.
Ich habe gerade nach einem glutenfreie Plätzchen / Kekse Rezept mit Zimt gesucht und hier gelandet. Wollte mich mal für das Rezept bedanken. Schade, dass es keine neue Rezepte mehr gibt, ich bin früher schon das ein oder andere Mal hier gelandet und hab mir Ideen geholt.