Nightbaking: Die Nervenkekse (Hildegard von Bingen) krümeln auch nächtens

Nervenkekse bei Nacht

Wenn die Nacht am tiefsten, backe ich Kekse. Gute Kekse. Mit Zimt und Muskat, einem Spritzer Limone und natürlich guter Butter. Nervennahrung. Nervenkekse. Medizin, sagt Hildergard von Bingen. Und wer wäre ich, ihr zu wiedersprechen?

Die Kekstesterin! Denn dass es sich hierbei um Kekse handelt ist klar wie geklärte Butter. Dass Kekse Medizin sein können, ja, gut, darüber kann man mal nachdenken. Vorher aber sollte man sie backen, diese tapferen Begleiter durch tiefste Januarnächte. Denn bis der Morgen kommt sind sie prall gefüllt mit Aromen, Süße und meinethalben Nervenstärke. Aber der Reihe nach.

Nervenkekse in der Dämmerung

Zutaten braucht es ihrer nicht viele:
500g Dinkelmehl
250g Butter, kalt
150g Rohrzucker
2 Eier
abgeriebene Schale einer Limette
etwa 40g Zimt, Muskat, Vanillemark, Anis und Nelkenpulver (nach Geschmack gemischt oder als fertige Nervenkeksmischung gekauft)
1 Prise Salz

Die Zubereitung? Easy!
(1) Alle Zutaten sorgfältig vermengen, dafür die Butter klein schneiden, und ausführlich (5-10 Minuten) kneten. Teig zu einer Kugel formen und für 1-2 Stunden (oder über Nacht) kühl stellen.
(2) Den Backofen auf 175°C vorheizen, den Teig dünn (0,3-0,5 mm) auswellen. Dann runde Kekse ausstechen und auf backpapierne Bleche legen. Abstand tut nicht not.
(3) Kekse 10-12 Minuten durchbacken, sie sollten nur einen Hauch Bräune entfalten und die Küche gerademal mit einem Hauch Zimt erfüllen. Auf dem Blech auskühlen lassen und für Stunden, besser Tage ruhen lassen.

Nervenkekse in der Dämmerung

Ist es schon hell mittlerweile?

Fazit: Nuja. Gesund gemacht haben mich die Kekslein nicht, aber froh. Meine Küche duftet wieder wie vor Weihnachten und meine Keksdose ist neu gefüllt. Nicht dass sie schlecht schmecken würden, das nicht, aber man hätte sie auch einfach Gewürzkekse nennen können, oder ganzjahresallwetterkekse. Mit einem Hauch Lebkuchen.

Eine dunkle Espresso-Ganache-Füllung würde ihnen sicherlich auch gut stehen. Der Bohei (von wegen höchstens 3 am Tag und “weg sind alle Sorgen”), der um sie gemacht wird, hat mich gleichermaßen gereizt, sie nachzubacken und enttäuscht zurückgelassen.

Urteil: souveräne 7 von 10, jetzt mal rein den Keks betrachtet.

21 Replies to “Nightbaking: Die Nervenkekse (Hildegard von Bingen) krümeln auch nächtens”

  1. haha! logisch, dass du enttäuscht bist, denn das ist 1. zu wenig zucker und 2. keine muskatnuss – und ohne die schmecken sie fad. und dinkel mag ich sowieso nicht. aber ich könnte wieder mal welche backen ;-)

  2. Hm, also Muskat war einiges drin. Und zu wenig Zucker? An Süße hat es nicht unbedingt gemangelt, fand ich. Die war zwar zurückhaltend aber souverän. Am Dinkel kann es natürlich gelegen haben, ich probiere einfach nochmal eine Weizenvariante :)

  3. bilde mir ein, gestern nacht keine muskatnuss in deinen zutaten gesehen zu haben, aber vielleicht war’s auch einfach zu spät. geschmäcker sind verschieden, ich bin mit der (feineren) variante dieser keks aufgewachsen.

  4. Muskat in Keksen – hatte ich auch noch nicht, klingt aber durchaus vielversprechend :)
    Wie wäre es mit Vollkornmehl? Damit es auch wirklich gesund macht ;) ?

  5. das die gesunden sachen vielen etwas fad schmecken, ist bei den massen von koservierungsstoffen kein wunder. daher mehr frische gewürze (muskat frisch gemahlen – ja) und doch ein schoko-überzug, mit chilli? ;-)

  6. Ja, doch, mit frische gemahlenen Gewürzen starte ich nochmal einen Versuch. Und dann catern wir gemeinsam! (Chilliflocken sind auch noch eine Idee, aber erstmal wollte ich dann noch ihre Muskatkekse ausprobieren…)

  7. danke für das angebot, wir können gerne mal etwas backen… wie gesagt, suche ich ständig neue desserts abseits von schokobrownies, panna cotta oder roter grütze ;-)

    nun ist es nicht so, dass es nicht viele ideen geben würde, nur müsen sie schmackhaft, witzig und in kurzer zeit wirtschaftlich umsetzbar sein. woran ich gedacht habe, sind 3-4 sorten cup-cakes…

  8. Hallo! Wir backen immer das Rezept aus der Stiftung Warentest 2007: 150g Butter, 2 Eier, 200g Vollrohrzucker (wir: 175 g Rohrohrzucker), 200g abgezogene (selbst) gemahlene Mandeln, 2 gestr. EL Ceylon-Zimt, 2 gestr. EL frisch geriebene Muskatnuss, 1 Messerspitze gemahlene Nelke, bisserl geriebene Zitronenschale, 1 TL Backpulver, 1 Prise Salz. Hier wird die Butter cremig geschlagen und die Rollen stehen über Nacht kalt. Eigentlich soll man die Plätzchen vor dem Backen (200°, ca. 6 Min.) noch mit Eigelbmilch bestreichen und Mandelblättchen dekorieren, was aber bei uns meist ausfällt. Meine Mutti ist sie sehr gern.

  9. Hallo Katrin,

    danke für euer Rezept. Ich glaube, es gibt da unendliche Variationen. Mandelblättchen habe ich auch schon mehrmal gelesen, aber ich mag sie gern so reduziert.

  10. Wer weiß, wer Hildegards Rezepte so nach und nach abgewandelt hat. Ich find meins auf jeden Fall sehr gut – und alle anderen, die die Kekse probiert haben, auch! Außerdem finde ich, sie passen mit den Gewürzen auch gut zur Weihnachtsbäckerei!! Das ist mein Rezept:
    400 g Dinkelmehl
    250 g weiche Butter
    150 g Rohrzucker
    200 g gem. Mandeln
    20 g Zimt
    10 g Muskat (wird bei mir immer frisch gemahlen)
    10 g Nelkenpulver
    2 Eier
    etwas Salz
    n.B. lauwarmes Wasser
    Weiche Butter in Stückchen auf dem Mehl verteilen. Zucker, Mandeln, Eier und Gewürze zufügen, gut durchmischen und mit etwas lauwarmen Wasser zu einem glatten Teig verkneten, 30 Min. kaltstellen. Dann 2-3 mm dick ausrollen, Plätzchen ausstechen und bei 180-200 Grad 15-20 Min. backen.

    Probiere immer wieder gern was Neues – so werde ich auch mal diese Muskatkekse ausprobieren.

  11. Wir (@Terrorzicke und ich), haben gerade auf Twitter die Kekse diskutiert und dabei festgestellt, dass Zimt eigentlich erst 400 Jahre nach Hildegards Geburt nach Europa gekommen. Jetzt wäre doch mal spannend, wie es sich mit den anderen Gewürzen verhält – bzw. wie wohl das wirkliche Rezept von ihr für die Kekse war?

  12. Hmmmm – dann wird das wohl für Muskatnüsse auch zutreffen, oder? Die “wachsen” ja auch nicht “bei uns”… Aber lecker sind sie doch……

  13. Hehe, und schon stecken wir mitten in der Paleo-Diskussion :-)
    Also, was ich rausgefunden habe zum Thema Zimt – danke für die Anregungg, creezy – ist , dass da zweierlei Zimt im Umlauf: Cassia udn Ceylon, siehe dazu: http://pharmgesch-bs.de/fileadmin/Dokumente/Zimt__Endfassung_.pdf

    Was die Muskatnuss angeht, Kirsten, so lässt sich bei Wiki nachlesen, dass die bereits mit den ersten Kreuzfahrern nach Europa kam … :-)
    Hach.. Kekse machen dich glatt zum Gewürzdetektiv!

  14. Hah – nicht nur die Kekse, auch in Hildegards Habermus (hm…!!) steckt Zimt!! Das mit der Muskatnuss habe ich auch mittlerweile gelesen. Frage ist zusätzlich – Gewürze waren doch sehr, sehr teuer, oder? Aber irgendwo müssen doch sämtliche Rezepte herkommen, Kochbuch habe ich noch nicht, muß ich mir mal besorgen.

  15. Hallo Kekstesterin, habe in den letzten Tagen wieder neue Fans der Kekse gewonnen…..

    Aber hm, habe irgendwo einen Beitrag von Dir gelesen wg. Chocolate Crackles – habe ich zufällig in diesem Jahr auch gebacken, zwar eine etwas “normalere” Version, aber einfach nur klasse, werden einem ja fast aus der Hand gerissen!!! Dann halt nächstes Jahr nach Deinem Rezept….

  16. Achtung! “Der Bohei (von wegen höchstens 3 am Tag” wird deshalb gemacht, weil die meisten kursierenden Rezepte eine große Menge an geriebener Muskatnuss enthalten!

    Ein Verzehr zu großer Mengen kann bei Erwachsenen zu Halluzinationen (daher Missbrauch als Rauschdroge), schweren Vergiftungserscheinungen und sogar zum Tod führen. Problematisch hierbei ist die Dosierung: der Wirksstoffgehalt der Muskatnüsse kann stark schwanken.

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