Ab August liegen die Lebkuchen in den Geschäften aus, aber im September gibt es nochmal Feigen! Wie gut also, dass meine ehemalige WG-Genossin ihre Hochzeit in den September gelegt hatte und mir so die Gelegenheit gab, ihr mit einer feinen Feigentarte eine kleine Freude zu machen. Auf Facebook – ja, es gibt die Kekse der Kekstesterin mittlerweile auf Facebook! – wurde sofort nach dem Rezept gefragt, das möchte ich hiermit nachreichen.
Aber ich bin zwischen der Walnuss-Baklava und dem Feigentarte-Rezept nicht nur auf Facebook eingezogen, ich war auch ein paar Tagen in den Schweizer Alpen. Dort gab es nicht nur köstlichen Käse, sondern tatsächlich jeden Morgen frische Feigen vom Baum vor dem Haus meiner Gastgeber. Die Landschaft jenseits des Feigenbaums war atemberaubend. Bereits bei der Überquerung des San Bernadino stockte mir ein ums andere Mal der Atem. Wie hatte ich mich so weit von diesen Bergen ins ferne Berlin locken lassen können?
Rostrot, dunkelstes Tannengrün und alle Variationen an Erdtönen gaben sich hier die Klinke in die Hand. Wir kamen uns unendlich klein vor in dieser Mondlandschaft, die an allen Rändern im Nebel zu versinken drohte. Gut, dass uns zünftige Bergmannskost wie Bündner Gerstensuppe, italienischer Kaffee und himmlischer Bergkäse immer wieder erden konnten. Gut auch, dass wir robustes Schuhwerk dabei hatten und literweise heißen Tee.
Die feuchte Luft lockte uns das Haupthaar und machte den Untergrund glitschig. Beides hielt uns nicht davon ab, uns jeden Tag weitere Strecken vorzunehmen, tiefere Schluchten zu erobern um noch hinreißendere Talsichten zu genießen. Aber zurück zur Feigentarte! Die ist eigentlich ganz einfach zuzubereiten. Ich habe mich von Michas Feigentartelettes mit Ziegenfrischkäse inspirieren lassen, zwischendurch auf Suzies Plumtarte geschielt und mich schließlich für einen feinen bretonischen Boden und eine gewagte Kombination aus Zimt, Rum und Feigen entschieden.
Von Frühnebel sollte man sich nicht von seinem Tagewerk abhalten lassen. Im Gegenteil! Stattdessen lieber einen tanzenden Boden à la Eline schaffen für aromatische Feigen – nicht dass man sie nicht auch ohne Boden vernaschen könnte. Mit folgenden Zutaten:
75g Butter, gesalzen
55g Zucker
1 Eigelb
75g Dinkelmehl (jawohl, es schmeckt!)
1 Prise Backpulver
Ich habe im Gegensatz zu Eline gleich alles sorgfältig zusammengeknetet und dann für 30 Minuten kühl gestellt. Und mich dann dem Belag gewidmet. Nachträglich habe ich festgestellt, dass Elines Variationsideen ihrer Rhabarbertarte nicht unerheblich in meine Version eingeflossen sind.
Es braucht:
4 Eiweiß
3 EL Puderzucker
120g Mandeln, Haselnüsse und Walnüsse, geröstet und gemahlen
1 Ei
20 ml Walnussöl
20 ml Rum
2 EL Zimt
1 Prise Salz
und natürlich 6 reife, saftige Feigen
Zubereitung:
(1) Ofen auf 180°C vorheizen. Die 4 Eiweiß mit dem Puderzucker steif schlagen, die restlichen Zutaten vorsichtig unterheben. Es ergibt sich reichlich Masse, also steht dem ein oder anderen Vorkostlöffelchen schönerweise nichts im Weg!
(2) Den Teig aus der Kühlung holen und für eine Tarteform (ca 26 cm) ausrollen. Die Form einfetten, den Boden einlegen, er darf am Rand ein wenig hochreichen. Dann die Nussmasse einfüllen und mit den frisch aufgeschnittenen Feigen belegen.
(3) Für etwa 30 Minuten in den Ofen, zwischendurch lohnt ein Blick hinein.Erstens duftet es gar verführerisch und zweitens wird der Boden schnell braun und das sollte nicht zu sehr passieren.
Urteil: Für mich eine ungewöhnliche aber überzeugende Kombination nach gefühlten Wochen von Feigen mit Ziegenkäse :-) Der Boden ist der Hit, den werde ich für süße Tartes noch öfter machen. Kann man sehr gut auch pur essen. Die Feigenschicht wirkt gegenüber der Masse sehr zart, passt aber so, wenn die Feigen reif und aromatisch sind. Es ist aber natürlich jedem offen gestellt, die Feigenscheibchen dichter oder gar doppelt zu legen.
Fazit: Bitte noch einen Monat Feigen!
PS: Solltet ihr je mit dem Gedanken spielen Richtung Bellinzona zu fahren um euch dort ein paar Tage in dieser wundervollen Grenzregion zwischen den beiden Kantonen Graubünden und Tessin zu verlaufen, sei euch diese Herberge ans Herz gelegt. Leckerste zumeist regionale Köstlichkeiten erwarten euch zu allen drei Mahlzeiten, liebevolle und inspirierende Gastgeber geben euch das Gefühl willkommen zu sein und ein großzügiger Wintergarten bietet auch bei Nebel berückende Ausblicke ins Moesa-Tal: www.humanita.ch
Ohja, die Schweiz. Wie gern würd ich dieses Jahr auch noch mal hin. Wird aber wohl nichts. :(
Liebe Grüße und danke für’s Rezept!
Ui ui ui! Das sieht ja so lecker aus und jetzt will ich auch in die Schweiz. Rezept ist gespeichert und wird bei nächster Gelegenheit nachgemacht.
Mhhmm, das schaut tatsächlich echt lecker aus! War am Wochenende ebenfalls im Tessin unterwegs und habe dort meine Feigenbaum abgeerntet! Hätte ich das Rezept doch zwei Tage eher gesehen, mittlerweile habe ich nämlich die ganze Ernte „versenft“ :)
Danke fürs Mitnehmen in meine alte Heimat. Feigen sind fast alle, mal gucken vielleicht hängen noch 6 Stück am Baum.
@Hesting, was in diesem Jahr nicht mehr klappt, kann man sich ja schönerweise fürs nächste Jahr vornehmen :-)
@Anja, bitte unbedingt berichten, ja?
@marco, du versenft Feigen? Das klingt auch spannend. Wo im Tessin warst du unterwegs?
@zorra: Sag nicht, du kommst daher? Ich werde feigengrün vor Neid! Und dann hast du auch noch einen Feigenbaum, Frechheit :-)
Hi Anne! Ja sicherlich, Feigensenf schmeckt nämlich himmlisch gut! Musst du unbedingt mal ausprobieren, falls du noch welche hast ;) Ich war übrigens in Lavena, gleich neben Ponte Tresa. Das liegt zwar schon auf italienischem Boden, aber dort steht nun mal mein Feigenbaum :)
Feigen sind hier aus, vom Geschmack mal ganz abgesehen, bitte nicht den Finger in die Wunde legen ;-)
Gegen italienischen Grund und Boden ist ja erstmal nichts einzuwenden und den Senf, den merke ich mir!
Wow, toller Käse und Frische Feigen sum Frühstück – beneidenswert! LG Sylvia
Ich meinte natürlich zum Frühstück! :-)