Thomas Platt hatte ins Fischers Fritz geladen und unter dem krümelsicheren Blick von Christian Lohse – seines Zeichens Chef de cusisine – walteten wir unseres Amtes: Die beste Konferenzgebäckmischung zu krönen!
Dass dies ein staubtrockenes Amt sein könnte, hatte mir geschwant, aber dass Kekse so palminesk, so unkeksig, ja, gar nach künstlichen Erdbeeraromen schmecken könnten, hatte nichtmal ich befürchtet. Um uns versammelt hatten wir Butter-Mandel-Gebäck und Butterkekse, Spritz- und Mürbegebäck, Schoko-Waffeln und Waffelblätter in Zartbitter, Vollmilch und Tütü. Und vieles mehr.
Das Mekka der Vorzimmerdamen betraten wir zunächst unsicheren Schrittes ob der schieren Masse. Die Chefsekretärin istdiejenige, die weiss, auf welchen Keks es ankommt. WElches Plätzchen zuobert liegen und in höchster Stückzahl vorhanden sein sollte, um den Chef in Gönnerlaune zu versetzen. Und umgekehrt, mit welcher Mischung sie ihm und damit auch seinem Gesprächspartner höchstwahrscheinlich keine Freude macht. Wann die Auswahl kosten darf und wann es die Handelsmarke tut. Entscheidungsfreude am Keksregal!
Zurück zur schieren Masse, wo wir gestrandet waren, bewaffnet mit Tee und Kaffee, lautem und leisem Wasser. Im ersten Schritt sortierten wir gleiche Produkte in unterschiedlichen Verpackungen, Handelsmarken, Handgemachtes und Exoten. Es schien trotzdem auf über 20 Gänge Keks herauszulaufen. Wo beginnen? Und welche Fragen stellen?
Entscheidet bereits der Duft beim Öffnen der Packung? Das Aussehen? Der Geschmack des Kekses? Eignet sich eher die Hippe oder das Butter-Mandel-Gebäck mit Schokoladenüberzug als Referenzkeks? Warum duftet es aus der Packung nach Erdbeere? Woran erkenne ich eine anständige Kekskrume? Und wer macht den Anfang?
Dann ging es ans Eingemachte! Wo Haselnuss duftet, vermuten wir echte Butter und vergeben innerliche Pluspunkte. Marmeladenfüllungen haben einen schweren Stand, ebenso enttäuschen uns krumenlose Einfalt und Schokolade, die nach allem aber nicht nach Schokolade schmeckt. Nach den ersten zehn Packungen spätestens ist uns nach Deftigem., aber weiterhin türmen sich Packungen auf der Tafel, als hätten wir nie begonnen.
Exoten tauchen auf, die leider auch keine Verheissung bieten. Tapfer eröffnen wir Folie für Folie, beschreiten eine krümelige Arena nach der anderen, brechen unschuldige Kekslein entzwei und lechzen nach Käsebrot. Thomas Platt hat unsere Ergebnisse in Punktabzug und Ordnung gebracht -wer also wissen will, was man man auftischensollte, um Eindruck bei Kunden zu schinden liest sich den Wegweisende Gekrümel in der FAS durch.
Ps: Alle Kekslein in diesem Artikel wurden von Matthias Lüdecke porträtiert – vielen Dank!