Auch ich esse ja beileibe nicht nur Kekse. Aber warum mag ich zum Beispiel Kekse und andere lieber Pasta oder Chili con Carne? Warum brauche ich meine tägliche Banane und andere ihr Schnitzel? Warum liebe ich Tomaten und Gurken schon immer in allen Variationen, Auberginen aber erst seit vorletztem Jahr? Und wieso wird mir beim Eier-Verzehr regelmäßig übel?
Die österreichische Ernährungswissenschaftlerin Eva Derndorfer hat sich diesen und noch vielen anderen Fragen dankenswerter Weise mit jeder Menge Ausdauer, Humor und Lust am Essen und Entdecken gewidmet. In dem eher ratgeberhaft anmutenden Büchlein gibt es viele populärwissenschaftliche Häppchen. Die Bilder dazu beschränken sich meist auf kleine Formate, bieten Bild zum Text, aber nicht mehr.
Schmauen Sie schon oder essen sie noch? Das Auge isst mit und Genuss braucht Zeit. Der Begriff „Schmauen“ beinhaltet nicht nur das Schauen, er vereint auch Schmecken mit Kauen und er spricht von Genuss. Nicht umsonst liebe ich es also, meine Kekse selbst zu backen und dabei mit allen Sinnen zu erfahren und gebe mir Mühe, dass sie hernach nicht nur gut aussehen sondern auch mit Genuss und Respekt verspeist werden. (s. S.51)
Viele Fragen, auf die man selbst noch immer keine zufriedenstellende Antwort gefunden hat, werden gestellt, manche davon auch eindeutig beantwortet. Sind viele kleine Mahlzeiten besser als drei große oder umgekehrt, große dicke Kekse also besser als dünne kleine Kekse? (s. S. 49) Und was heißt besser? Sättigender, zufrieden stellender, oder gar der Gewichtsabnahme zuträglich? Welche Aufgabe hat Ernährung überhaupt und wieso klingt „Ernährung“ immer gleich furchtbar gesund und überhaupt nicht glücklich machend?
Ist Foodbloggen eine Krankheit?
Wieso schmecken manche Lebensmittel, wie Brot oder Kartoffeln, jeden Tag, andere nur 2 Mal im Jahr (Spargel?) und wieder andere so gar nicht? (s. S. 51) Wieso können Kinder wochenlang immer das gleiche essen (Nudeln mit Soße, Fischstäbchen, Nudelauflauf, Pommes), uns Erwachsene aber verlangt es viel öfter nach Abwechslung. Wieso schmeckt im Urlaub das gleiche Gericht, der gleiche Wein um Längen besser als zu Hause? Gelernt habe ich auch, dass sich nicht nur das Gehör und die Sehstärke mit dem Alter verändert, sondern auch der Geschmackssinn: Vanille schmeckt weniger intensiv und süße Waffeln weniger fettig, wer hätte das gedacht? (s. S. 57)
Dass der Verzehr von Knoblauch zu unangenehmen Gerüchen führt ist allgemein bekannt, dass aber auch der Verzehr von rotem Fleisch den Körpergeruch von Personen verändert, und zwar negativ, wusste ich nicht. (S. 72) Kochen und das Wissen um Kochzutaten, -techniken und -zutaten und der Genuss guten Essens, was immer das für den einzelnen sein mag, macht attraktiv. Wer sich aber übermäßig, und das beginnt bei 3 Stunden täglich, mit Essen und insbesondere gutem und gesundem Essen beschäftigt, gilt manchen bereits als krank. Orthorexia nervosa heißt diese weniger gefährliche aber doch das gesellschaftliche Leben beeinträchtigende Krankheit (S. 53) 3 Stunden, das schaffen wir Foodblogger doch mit links! Auch wenn es uns wohl weniger ums gesunde als ums leckere Essen geht :)
„Beim Konsum von Schokolade geht es um uns selbst“ schreibt Frau Derndorfer im Kapitel Psychofood. Ehrlich gesagt, geht es mir bei allem, was ich esse, in erster Linie um mich selbst. Ob und wie Schokolade und Psyche interagieren wird hingegen allerorts diskutiert. Frau Derndorfer trägt einige Ergebnisse aus den unterschiedlichsten Untersuchungen auf diesem Gebiet zusammen. So sollen Frauen lieber dunkle, Männer, vor allem junge, lieber zu Milchschokolade greifen. Stimmt das für euch, bin ich die alleinige Ausnahme?
Mein Highlight jedenfalls war die Beschreibung des Kekstestes, bei dem Probanden je mehr Kekse aßen (sie sollten Schokokekse bewerten!), je weniger sie zuvor von anderen Probanden für sympathisch beurteilt wurden. (s. S.74) Seid also bloß nicht zu nett zu mir, sonst vergeht mir noch die Kekslust. :)
Jetzt ist es offiziell: Wir haben einen an der Waffel ;D.
Danke für den tollen Tipp, das Buch wandert sofort auf meinen Wunschzettel… allerdings werde ich das Kapitel mit dem Verzehr von rotem Fleisch ignorieren ;-).
Das Lustige an diesem Buch ist, dass es eigentlich gar keine Kapitel gibt, nur Abschnitte von etwa einer halben Seite. Insofern kannst du nach Lust und Laune Kapitel überspringen, ohne etwas zu verpassen :)
Super interessanter Blogpost. Das Buch werde ich mir gleich mal besorgen, nicht nur von Berufswegen auch aus privater Neugier.Lese übrigens gerade Ernährung betreffend auch ein interessantes Buch. Warum wir es schaffen, nicht gesund zu bleiben. Ein erster Bericht hier (diesmal im privaten Blog): http://bit.ly/bXphpF
Darüber kann man gar nicht genug wissen, zumal sich die Erkenntnisse stetig weiterentwickeln! Danke für den Link, Andrea!
Warum wir essen, was wir essen von Dr. Eva Derndorfer gibt uns Antworten auf viele Fragen: Warum verweigern Kinder Gemüse und wollen immer die gleiche Speise essen? Beeinflussen Mütter bereits in der Schwangerschaft was wir später gerne mögen?
Wir essen weil wir Hunger haben, d.h. unsere „Körperreserven“ sind energielos und wir brauchen Essen um unsere Energiespeicher zu füllen- das weiß eigentlich „jedes Kind“. Frau Derndorfer zeigt uns aber dass da mehr als nur Hunger dahinter steckt. Gene, Hormone aber auch sogar Urlaubsstimmung beeinflussen uns bei unserer Essenswahl.
Das Buch ist in 3 sehr interessante Teile gegliedert: Teil 1 geht um die Geschmackspräferenzen, wie sie entstehen und sich verändern. Im 2. Teil wird erklärt warum eigentlich jeder andere Vorlieben beim Essen hat. Last but not least geht es um die Präferenzen bzw. Lebensmitteln im Wandel.
Aber auch für uns Eltern ist das Buch äußerst interessant. Wollten wir denn nicht schon immer wissen ob Flaschenkinder andere Nahrung als Stillkinder bevorzugen? Oder wie sich die Geschmacksvorlieben im Beikostalter verändern?
Ich bin hellauf begeistert von diesem Buch. Es erklärt eigentlich alles was wir schon immer über Geschmäcker wissen wollten und darüber noch weit hinaus.
Ich habe mein Buch immer griffbereit liegen und es war auch schon oft ein Thema wenn es beim Essen zum Disput mit meinen Kindern kam.
Lieben Dank für die Ergänzungen! Das Buch als Argumentationshilfe am Abendbrottisch – mehr kann man sich ja eigentlich nicht wünschen :)